Kirche als Lebens-Ort für Gott und die Menschen

Heute ist Sonntag, der 3. November. Gedenktag des heiligen Bischofs Hubertus. Kirmessonntag in Rieden. Blauer Himmel überall und fröhliche Kinderstimmen auf dem Kirmesplatz. Mit Blasmusik marschieren am Vormittag die Schützen zum Gottesdienst. Nur wenige folgen ihnen in die Kirche St. Hubertus, in der schon die ersten Kulissen für die kommenden Passionsspiele aufgebaut sind. Der Pastor zieht nach den Schützen mit etlichen Messdienerinnen und Messdienern durchs Mittelschiff ein. Er predigt kurz und gut über die Liebe zu sich selbst, die mit der Liebe zu Gott und den Nächsten das Leben gelingen lässt. Schade, dass seine Worte nur von so wenigen gehört werden.

Glaube und Gemeinschaft sind in den letzten Jahren immer mehr ins Nichts geflüchtet. Oft ohne eine bewusste Entscheidung. Gedanken und Herzen sind nach und nach gleichgültig geworden. Gott ist Vergangenheit. Menschen kommen ohne Gott und den Glauben an ihn aus. Längst haben andere Geister die Orientierung für das Reden und Handeln übernommen. Es ist einsam geworden in unseren Gemeinden und Gottesdiensten.

Manche halten noch tapfer die Tradition hoch. Aber der Bezug zu den Wurzeln ist verloren gegangen. Viele begegnen nur noch sich selbst, aber nicht mehr dem Mitmenschen und auch nicht mehr Gott in seinem Menschensohn Jesus. Wir haben die Liturgie der Hoffnung verlernt, die die sichtbare mit der unsichtbaren Welt verbindet. Am Sonntag wie im Alltag.

Wie kann Kirche wieder zum Lebens-Ort für die Menschen werden? Für die Suchenden, aber auch die Gestrauchelten und Verzweifelten. Für die Fröhlichen und die Liebenden? Wann macht es wieder Sinn, die Gottesdienste mitzufeiern?

Oft höre ich, sie müssten einfach nur „moderner“ werden. Davon bin ich nicht mehr überzeugt. Kirche ist da, wo ich etwas von Gottes Liebe erfahre. Wo ich getröstet werde. Wo mein Herz von der Hoffnung berührt wird. Wo ein neuer Anfang immer möglich wird. Und wo der Tod nicht das letzte Wort behält.

Diesen Glauben will ich nicht verlieren.

SD – 03.11.2024

Weihnachten im Herbst

In diesem Jahr waren Winterbilder und Werbung für Weihnachtsartikel bei Facebook noch vor dem Lebkuchen und den Nikoläusen in den Discountern auf meinem Bildschirm. Heute Morgen habe ich außerdem in den Nachrichten gelesen, dass der Staatschef von Venezuela das Weihnachtsfest in seinem Land per Gesetz auf den 1. Oktober vorgezogen hat.

In diesem Jahr irritiert mich das alles heftig. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein großer Liebhaber von Weihnachten bin. Das Andekorieren im November wird bei uns zuhause zelebriert. Johannes und ich freuen uns über neue Ideen und Lichterketten. Diele und Wohnbereich warten auf weihnachtliche Girlanden, bunte Kugeln und einen stattlichen Adventskranz mit echten Kerzen. Und viel weihnachtliche Musik. Spätestens an meinem Geburtstag Anfang Dezember ist drinnen und draußen alles fertig geschmückt. Nur Krippe und Weihnachtsbaum sind später dran.

Aber ich spüre in diesem Jahr, dass etwas anders ist. Aber was genau? Die Welt um uns herum macht es einem schwer, sich in heimelige Räume und private Welten zurückzuziehen. Da ist diese Unruhe, auch Angst vor den politischen Veränderungen in unserem Land. „Nachtbuben“ ziehen um die Häuser und schreien lauthals ihre Parolen. Nach Advents- und Weihnachtsstimmung ist mir dabei nicht zumute. Schwerwiegende Probleme wollen gelöst werden. Aber niemand da oben und hier unten scheint sich wirklich zu trauen. Jetzt werden wieder Grenzen geschlossen und Menschen die Herberge verweigert. Mich schaudert vor der Kälte, wenn unsere Werte und auch christliche Nächstenliebe keine Orientierung mehr bieten. Ist das noch mein Land? Ich gebe zu, dass ich mich mehr und mehr unwohl und fremd fühle. Auch meine Seele ist auf der Suche nach Geborgenheit und Herberge in unwirtlichen Zeiten. Ja, ich wage es zu denken: Weniger Lametta und mehr Frieden und Freundschaft, weniger Einsamkeit und mehr Zuversicht und Gemeinsinn. Weihnachten neu denken und leben. Das wird meine ganz persönliche Herausforderung für die nächsten Monate bis zum Heiligen Abend.

Bild: pixabay.com