10.09.2023

1:4 verloren. Japan hat gewonnen. Gestern Abend. Keinen Krieg, sondern nur ein Spiel um das Runde, das in das Eckige muss. Aber für uns irgendwie den Weg dorthin nicht findet. Müde Füße. Müdes Zuschauen. Kopfschütteln bis in die letzte Reihe. Der Piraten-Kanzler ist traurig. Das teilt er der Welt im fernen Indien mit, das vermutlich bald Bharat heißen soll. Heute Zeit für Krisengespräche rund um die Trainerbank. Vielleicht wird er sogar mehr oder weniger geräuschlos vor die Tür gesetzt. Eine Abfindung darf er bestimmt mitnehmen. Verlieren lohnt sich. Sein selbstbewusstes Statement: „Ich bin der richtige Trainer!“ Klar, nur die anderen verlieren. Demut Fehlanzeige. Beim Fußball und in der Politik sind andere Tugenden auf der Tagesordnung.

Wenigstens trifft der deutsche Verteidigungsminister am Abend noch gegen den von seiner britischen Familie verbannten Prinzen beim Torwandschießen im Sportstudio: 2:0. Ein schwacher Trost.

Bis hierher ist es ein ruhiger Sonntag. Dass ich mal über Fußball schreiben werde, wundert mich schon sehr. Es ist ein Thema, an dem heute niemand vorbeikommt. Auch die Unsportlichen nicht. Die Nachrichten überschlagen sich mit Analysen und Ratschlägen.

Gegen 16 Uhr dann die tickernde Eilmeldung, dass der Fußball-Trainer entlassen ist. Unumgänglich sei das gewesen. So schnell geht das. Er sei kein Mann für Aufbruchstimmung. Basta!

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Da spielen unsere Basketballer noch im Finale der WM in Manila. Und kurze Zeit später dann die Sensation: Weltmeister! Zum ersten Mal überhaupt. Ein Sieg für die Ewigkeit – so verkünden es die Nachrichtenreporter. Und wie sich diese Männer freuen können – einfach beeindruckend und ansteckend. Diese Bilder gehen dann um die Welt: überglückliche Gewinner nehmen weinende Serben in den Arm und sprechen ihnen Trost zu. Eine weltmeisterliche Umarmung. Das ist glaubwürdiger Team-Geist. Sonntags-Helden – ganz bestimmt für mehr als einen Tag.

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Verschwiegen wird an diesem sportlichen Wochenende, dass es schon wieder Gewalt gegen queere Menschen gegeben hat: in Neuwied und beim CSD in Halle. Gibt es in unserem Land bald keine sicheren Orte mehr? Liebe wird ins Private verdrängt. Wer steht auf und stellt sich schützend vor die, die Gewalt fürchten müssen? Es reicht nicht, nur zu informieren oder zaghaft die Stimme zu erheben. Vor den Mikrofonen und von den Kanzeln. Wohin mit meiner Angst, mit meiner kleinen Wut? Welches Umdenken und Handeln sind notwendig, damit Menschen händchenhaltend auf einer Parkbank am Rhein sitzen können – und niemanden stört es. Gewalt als Antwort auf Liebe ist pervers.