
Es gibt viele verschiedene Wege, an einen Menschen zu erinnern: Geschichten erzählen, Bilder anschauen und ausstellen, zum Grab gehen. Ich habe für mich in den letzten Tagen noch etwas entdeckt:
1944 stirbt mein Großvater Josef als Soldat in der Normandie. Getötet von den mörderischen Waffen des Krieges. Er hinterlässt meine Oma Marie und die beiden Kinder, meine Tante und meinen Vater. 20 Jahre später werde ich geboren. Zuhause wird kaum von ihm erzählt.
Aber meine Großtante Franziska schweigt bei meinen Besuchen nicht. Er sei der Lieblingssohn seiner Stiefmutter, meiner Uroma, gewesen. Die beiden haben sich sehr gut verstanden. Josef wird im Betrieb seines Vaters Wilhelm Steinmetz und ist künstlerisch sehr begabt. Davon zeugen auch seine Briefe aus dem Krieg, die er kalligrafisch und mit kleinen Bildern verziert.
Mit seiner Liebenswürdigkeit und seiner Kreativität fühle ich mich sehr verbunden. Auch, weil mir mehrfach eine äußere Ähnlichkeit nachgesagt wurde. Wenn ich als Jugendlicher mit meiner Oma durch Bitburg ging, sind wir oft darauf angesprochen worden. Das stärkt die Bande über den Tod hinaus.
Meine Erinnerung an meinen Opa besteht aus dem Anfangsbuchstaben seines Vornamens. Den werde ich jetzt in meinen Namen einfügen: Sven J. Dreiser. Nach der Ankündigung bei WhatsApp habe ich schon viele positive Rückmeldungen dazu bekommen. Einige haben es mir direkt nachgemacht und dieses besondere Erinnerungs-Zeichen nachgeahmt. Wie schön!
s | j | d
18.03.2023