Sechzig – ganz persönlich

Bald schon werde ich meinen 60. Geburtstag feiern. Das heißt, gefeiert haben wir ja schon Ende Mai. Und trotzdem wird dieser Geburtstag ein besonderer Tag sein. Bisher hatte ich vor diesem Datum immer ein wenig Angst oder besser gesagt: Respekt. Aber dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Klar, ich blicke traurig auf die Jugend, ihre Schönheit und Mannesfreude. Und auf die vielen verpassten Möglichkeiten. Frühe Wunden haben mich versteckt vor dem Leben und der Leichtigkeit. Ich habe die Liebe nicht ausgekostet, keine Erfahrungen gemacht. Das Alleinsein war mein Zuhause. Selbst in meiner Familie bin ich immer ein Fremder geblieben. In der Liebe von Johannes habe ich endlich das Leben wiedergefunden. Auch das Lachen. Und den Mut, mein Leben zu leben. Egal, was andere sagen oder erwarten.

Erst mit zunehmendem Alter kann ich heute sagen: Jetzt erst recht! Das Leben beginnt! Dieser 60. Geburtstag ist wie ein Tor in ein neues, unbekanntes Land. Jetzt suche ich nicht mehr. Ich finde. Dazu gehört ein verlässlicher Glaube: Ohne Jesus will ich nicht mehr leben. Dieser Christus-in-mir (Galater 2, 20) hat mir die Augen geöffnet: Für Gottes vergebende Liebe. Für die Hoffnung gegen allen Augenschein. Für den heilen Raum in mir, in dem das Heilige wohnt. Dieser innere sichere Ort, der mich vor den Erinnerungen an das Vergangene bewahrt. Die Heimat in mir. Endlich kann ich aufatmen.

Christus-in-mir hat mir das Herz geöffnet für die Einsicht, dass der Tod nicht das Ende sein wird. Ich gehe auf die Auferstehungswelt zu. Am Ende wartet nicht der Tod, sondern Leben. Versöhnung und Gerechtigkeit. Heilung. Freude und Feiern. In Gottes Armen wird alles gut. Was für eine tröstende Perspektive!

Davon möchte ich neu erzählen und schreiben und predigen.

Bild: Daniel Reche auf pixabay.net