Zwischenruf: Passion

Der Papst ist krank. Noch nie während seiner Papstzeit lag er so lange im Krankenhaus wie jetzt. Lungenentzündung. Fieber. Atemnot. Für einen 88-jährigen lebensbedrohlich.

Er bekommt viel Zuspruch und unzählige Menschen beten für ihn. Die Welt nimmt Anteil.

Irritiert haben mich die Wortmeldungen zweier Kardinäle: Statt Empathie zu zeigen und in Worte zu bringen, stellen sie einen Satz in den Raum, der nur scheinbar christlich ist: Vom Kreuz steigt man nicht herab. Soll heißen, auch ein kranker Papst darf nicht zurücktreten. Sein christusgleiches Amt steht über dem zerbrechlichen, vergänglichen Menschen.

Vom Kreuz steigt man nicht herab. Diese Leidensmystik schreckt mich ab. Ist ein Papst wirklich der gekreuzigte Mensch, dazu verurteilt, am Kreuz hängen zu bleiben? Das gilt noch nicht einmal für Jesus. Es fällt schwer, ihm beim Sterben zuzuschauen. Und wie erleichtert sind die Menschen, die zu ihm gehören, als er vom Kreuz in die Arme seiner Mutter gelegt wird. Endlich. Jetzt kann das neue Leben werden. Schuld wird vergeben. Der Mensch versöhnt mit Gott.

Doch, vom Kreuz können Menschen herabsteigen. Das Leiden ist nicht das Ziel menschlicher Existenz. Es gehört zur Barmherzigkeit, den Leidenden zu umarmen. Zu trösten. Aufzurichten. Und so Leben wieder möglich zu machen. Verwundetes Leben. Auf dem Weg ins ewige Leben.

Papst, steige herab vom Kreuz. Das ist mutiger Glaube. Hoffnung, die stärker ist als das Leiden.

Papst, steige herab vom Kreuz – und lebe!

(Bild: Ben Kerckz auf pixabay.com)