Wintermorgen

Weit in den März hinein wacht er morgens auf. Vom Fenster her wird es schon hell. Aber keine Frühlingssonne kitzelt ihm die Nase, sondern das Weiß der Schneeflocken. Der Winter ist zurück, aber wahrscheinlich war er nie richtig fort. Lohnt es sich heute aufzustehen? Es ist Sonntag, weit vor dem Glockenläuten zum Kirchgang. Die Traumwelt hat er hinter sich gelassen. Die Augen noch geschlossen. Die Gedanken purzeln in seinem Kopf wie die Schneeflocken in seinem Garten. Er beschließt, noch liegen zu bleiben. Noch ist sein Morgen nicht bunt.

Aus seinem Traum sind Gedanken geworden. Da ist der stumme Vater. Allein vor dem Kamin. Ein kleines Feuer fackelt leise vor sich hin. Der Alltag findet draußen statt. Die Worte, der Lärm. Die alles übertönende Stimme der Mutter, die das Leben der Familie ordnet. Nichts darf aus dieser Ordnung fallen. Und wenn doch, bist du verloren. Ein eigenes Leben darf es nicht geben.

Ich gehe langsam durch den Frühlings-Schnee, drehe mich um und beobachte lange meine Spuren. Meine eigenen Spuren. Bevor sie schon wieder verschwinden.

s | d

16.03.2023